jeden
Tag neu
von Barbara W.,
Wien, 04.10.2002
Überfordert auch Sie der Gemütlichkeitsanspruch des weinseligen Mönchs
in Wirtsstuben? Oder die Treppenlabyrinthe von Escher! (Meine Freundin
liebt diese Bilder, mir dagegen verursachen sie virtuellen Muskelkater.)
Wie wohltuend dagegen ist mein Bild von Johannes Welter. Es setzt keine
Signale und hat keinen wie immer gearteten Aufforderungscharakter. Es
hängt zwischen meinen beiden Fenstern und gewährt mir Anblick und Ausblick.
Mein Lieblingsblau finde ich darin - ein Blau wie die Weite des Weltalls.
Mein Lieblingsmaterial finde ich
darin - Glas. Für mich verändert ein Blick durch Glas Sichtweisen, schafft
neue Konturen ohne aufzuweichen.
Ich kann mit meinen Augen über das Bild streichen, ohne festgelegt zu
werden. J.Welter gewährt mir diese Freiheit, weil er keine offensichtlichen
Signale verwendet. Er quält mich nicht mit der Frage: "Was will uns der
Künstler damit sagen?" Im Gegenteil: Mir ist es möglich - je nach Stimmung
- mich, XY oder sogar den weinseligen Mönchen zu entdecken. Und das jeden
Tag neu!
Ein Bild mit Klarheit und Raum sowie neuen Facetten. Ein Kompliment für
den Menschen vor und den Maler hinter der Leinwand. Für mich eine tägliche,
unaufdringliche Anregung in der Signal-Bedrängung.
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